Gebrüder Grimm

Die Gebrüder Grimm galten bereits zu Lebzeiten als herausragende Persönlichkeiten in der deutschen Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Berühmt geworden sind sie vor allem wegen der von ihnen gesammelten „Kinder- und Hausmärchen“, die unter dem Kürzel „KHM“ zu einer festen Größe für Germanisten und Volkskundler geworden sind und die die Gebrüder Grimm auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebes populär gemacht haben. Aber auch Arbeiten der Gebrüder Grimm auf anderen kulturkundlichen Gebieten sowie ihr politisches Engagement sind bedeutend gewesen. 
Der häufig zu lesende Hinweis auf die Kritik an der Verwendung der Bezeichnung „Gebrüder“ im Zusammenhang mit den beiden Grimms gründet auf der Tatsache, dass Jacob Grimm und sein jüngerer Bruder Wilhelm eine Reihe von weiteren Brüdern hatten und „Gebrüder“ nach Ansicht vieler Sprachwissenschaftler nur auf die Gesamtheit aller Brüder einer Familie verwendet werden sollte. In der Praxis hat sich allerdings die These durchgesetzt, dass „Gebrüder“ durchaus dem Sprachgebrauch der Grimm-Zeit entsprochen hat und auch deshalb als Namenszusatz verwendet kann. 
Jacob und Wilhelm waren die ältesten das Erwachsenenalter erreichenden Söhne des Juristen und Amtmannes Philipp Wilhelm Grimm (1751 – 1796) und dessen ebenfalls aus der südhessischen Region stammenden Ehefrau Dorothea geb. Zimmer (1755 – 1808). Philipp Wilhelm Grimm war Pastorensohn, der Vater seiner Frau war Kanzleirat.
Das Paar bekam zwischen 1783 und 1794 insgesamt neun Kinder, von denen drei Knaben vor Vollendung des zweiten Lebensjahres starben. Nur eines der Grimm-Geschwister war eine Tochter: Lotte wurde später Gattin des kurhessischen Ministers Ludwig Friedrich Hassenpflug. Neben Jacob und Wilhelm wurde auch Ludwig Emil Grimm (1790 – 1863) prominent. Er machte sich als Maler und Radierer einen Namen.
Jacob Grimm kam am 4. Januar 1785 im hessischen Hanau zur Welt. Wilhelm wurde etwa ein Jahr später am 24. Februar 1786 ebenfalls in Hanau geboren. Ihre Kindheit verlebten die Grimm-Brüder vor allem im Amtshaus des Städtchens Steinau. Hier hatte Philipp Wilhelm Grimm seinen Amtsitz als oberster Verwaltungsbeamter der als Sondergebiet zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörenden Grafschaft Hessen-Hanau. Die beiden Grimm-Brüder erlebten eine ausgesprochene liebevolle Kindheit und haben den frühen Tod des Vaters nur mit Mühe verkraftet. Große Bedeutung für die Erziehung der Brüder hatte neben der Mutter auch die im Haushalt lebende kinderlose Tante väterlicherseits Juliane Charlotte Friederike Grimm. Jacob und Wilhelm entwickelten in der frühen Kindheit eine besonders tiefe Verbundenheit zueinander, die ihr Leben lang hielt. 
Finanziell relativ abgesichert besuchten beide Grimm-Brüder das Friedrichs-Gymnasium in Kassel. Beide studierten danach bis 1806 Jura in Marburg. Einer ihre Lehrer war der berühmte Rechtstheoretiker Friedrich von Savigny, der sie motivierte, sich intensiv mit deutscher Literatur und Altertumskunde zu beschäftigen. In dieser Zeit schlossen die Grimms Freundschaft mit den beiden Hauptvertretern der literarischen Strömung “Heidelberger Romantik“, den Schriftstellern Clemens von Brentano und Achim von Arnim. 
Jacob Grimm erhielt 1806 eine Anstellung als Privat-Bibliothekar des Napoleon-Bruders und Königs von Westphalen Jerome. 1814 wurde Jacob Grimm als Legationssekretär in den Dienst des hessischen Kurfürsten übernommen und nahm am Wiener Kongress teil. Bruder Wilhelm hatte nach langer Krankheit 1814 eine Anstellung als Bibliothekar in Kassel gefunden. 1831 wechselte er an die Universitätsbibliothek nach Göttingen und wurde außerordentlicher Professor (1835: ordentliche Professur). 1830 war Jacob Grimm, der ab 1816 wie sein Bruder als Bibliothekar in Kassel tätig gewesen war, bereits nach Göttingen als Rechtsbibliothekar und Professor gewechselt. 
1837 wurden beide ihrer Posten durch den hannoverschen König Ernst August I. enthoben. Als Mitglieder einer als „Göttinger Sieben“ in die Geschichte der Vormärz-Zeit eingegangenen Gruppe von sieben Göttinger Professoren hatten sie eine Petition an den König unterschrieben, mit der gegen die Aufhebung der vergleichsweise liberalen Verfassung in Hannover protestiert wurde. Jacob Grimm wurde des Landes verwiesen und fand eine neue Betätigung als Professor in Berlin. 1848 nahm er als Abgeordneter an der Nationalversammlung in Frankurt teil. Auch Wilhelm lehrte ab 1841 als Germanist wie sein Bruder in Berlin. Am 16. Dezember 1859 ist Wilhelm Grimm in Berlin gestorben. Wilhelm Grimm hatte 1825 Apothekertochter Dorothea „Dortchen“ Wild (1793-1863), die er seit Jugendzeit kannte, geheiratet. Das Paar bekam vier Kinder: Jacob (1826) Hermann (1828-1901), Rudolf (1830-1889) und Barbara (1832-1919). Jacob war ehelos geblieben und lebte im Haushalt von Bruder und Schwägerin. 
Vier Jahre nach Wilhelms Tod, am 20. September 1863, starb auch Jacob, ebenfalls in Berlin. Er soll bei den Arbeiten am „Deutschen Wörterbuch“ (DWB) bei der Bearbeitung des Artikels „Frucht“ gestorben sein. Die Grimms hatten 1839 das Projekt begonnnen, mit dem DWB das größte die deutsche Sprache erfassende Wörterbuch zu verfassen. Erst im Jahr 1961 ist das 32-bändige Standardwerk von Grimm-Nachfolgern nach 123 Jahren wissenschaftlicher Arbeit abgeschlossen worden. Zu einem weiteren Standardwerk der deutschen Philologie wurde die von Jakob Grimm 1835 in erster Auflage herausgebrachte „Deutsche Mythologie“. Jacob Grimm, der 1822 durch die Ausformulierung der „Ersten Lautverschiebung“ („Grimmsches Gesetz“) bereits in der Sprachwissenschaftler-Fachwelt für Aufsehen gesorgt hatte, thematisierte hier insbesondere germanische Rechts- und Volksbräuche sowie Sagen und Mythen. 
Weltberühmt wurden die Gebrüder Grimm allerdings durch die Herausgabe ihrer „Kinder und Hausmärchen“. 1806 hatten die Brüder begonnen, teilweise in Zusammenarbeit mit Brentano, deutsche Märchen und Sagen zu sammeln. Sie exzerpierten Märchentexte aus verstreuten literarischen Quellen, bearbeiteten sie sprachlich und stellten sie schließlich zusammen. 1812 kam Band 1 heraus, 1814 folgte Band 2. Anfänglich war die Resonanz beim Lesepublikum verhalten. Später wurden die KHM zu Verkaufschlagern. 1857 kam die 7. und letzte Bearbeitung zu Lebzeiten der Grimms auf den Markt. Zu den populärsten Grimmschen Märchen wurden „Der Froschkönig“, „Hänsel und Gretel“, „Aschenputtel“, „Dornröschen“ und „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. 
In Kassel wurde 1959 mit dem „Brüder Grimm Museum“ im Palais Bellevue ein repräsentativer Ort geschaffen, um Leben und Wirken der Gebrüder Grimm nachspüren zu können.(mb)

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