Geschichte der Punkmusik

In den frühen Siebzigern traf sich die Szene im „CBGB“, dem einschlägigen Konzert-Club der New Yorker „Punk“-Generation, inmitten von Manhattan. Dort standen dann „Punk“-Größen wie Patti Smith, die „Ramones“, Blondie alias Debbie Harry, „Iggy Pop“ oder die „Talking Heads“ auf der Bühne, mitunter, um eine der ersten Gelegenheiten zu nutzen, ihre Musik live einem Publikum zu präsentieren. Der Laden war schäbig, eng und bunt, offenbarte aber umso mehr jenen „Underground“, der sich schnell etablierte. Die Leute kamen in Massen, die Räume waren von Rauch vernebelt, „Punk“ war geboren. Neben Spaß und Drogenrausch ging es der „Punk“-Kultur aber mehr darum, die Konventionen zu brechen, mit Aussehen und Haltung zu provozieren. „Punk“ war die erste ablehnende Reaktion gegen das damalige Hippietum. Bevor also „Punk“ als Musikrichtung überhaupt aufkam, war er bereits ein Lebensstil. Freiheit, Rebellion, Anders-Sein, niemals mit der Gesellschaft konform gehen und damit die Ablehnung, sich zu einem einfachen Baustein degradieren zu lassen; all das bewegte eine neue Generation, die nach einem Ventil suchte. In den USA existierte bereits der amerikanische Nihilismus, eine Szene aus Avantgardekünstlern und Musikern, die eine Art Vorreiter des Kommenden bildeten. In Andy Warhols „Factory“, in dem sich nicht nur die Kunstinteressierten versammelten, sondern all diejenigen wohlfühlten, die „anders“ waren und unter Gleichgesinnten eine Art neues Zuhause fanden, stand bald die Band „Velvet Underground“ auf der Bühne, mit Lou Reed als Frontmann und in den Anfängen auch noch mit der Sängerin Nico, die eine ganz eigene Stimme hatte und später eines eigenartigen Todes starb, indem man sie mit ihrem Fahrrad am Straßenrand fand. Aber nicht nur in New York, auch in anderen Städten und Ländern entwickelte sich der „Punk“ gleichzeitig, darunter natürlich in London. Die Pioniere der Musikrichtung „Punk“ waren neben Lou Reed und seiner Gruppe die „Ramones“ und die „Sex Pistols“, die die gesamte Stimmung ihrer Generation in einen musikalischen Ausdruck packten. Auch hier war Provokation ein typisches Mittel, erst Bands wie „The Clash“ griffen später auf ernsthafte, häufig politische Themen zurück. Vor all dem gab es den so bezeichneten „Proto-Punk“. Songs wie „Kick Out The Jams“ von „MC5“ wiesen erste Tendenzen zur musikalischen Revolte auf. Obwohl auf Hässlichkeit und Zerrissenheit getrimmt, legten viele Bands Wert auf die Ästhetik. Ein gewollt rebellisches Erscheinen war genauso wichtig wie die bewusste Provokation auf der Bühne. Patti Smith war die Urmutter allen weiblichen „Punks“ und ist es bis heute. Ihr Album „Horses“ war meisterhaft gelungen, stand in ganz anderer Qualität dem beispielsweise musikalischen Dilettantismus der „Ramones“ gegenüber. Kraft war bei ihr nicht die Zerstörung, sondern das Sprengen der Grenzen, melodisch anspruchsvoll untermalt. Sie umgab sich auch mit ganz anderen Leuten, darunter Fotografen, Künstler und Poeten. Kein Wunder, dass schließlich auch Modeschöpfer und Manager wie Macolm McLaren in die Szene hüpften, den Trend ausschlachteten und verschiedene Bands unter Vertrag nahmen. McLaren nutzte den Erfolg der Bands auch zu eigenen Skandalen, provozierte beispielsweise das britische Königshaus, indem er bei einem königlichen Jubiläum die „Sex Pistols“ auftreten ließ, oder packte eine minderjährige Sängerin nackt auf ein Plattencover. Letztendlich war McLaren derjenige, der „Punk“ populär machte. Ausdruck von „Punk“ war immer auch das Outfit. Während die ersten „Punk“-Musiker noch kaum dem Bild entsprachen, höchstens etwas lockerer gekleidet waren, so wurde daraus bald ein Erkennungsmerkmal. Bunte Haare, Irokesenschnitt, zerfetzte Jeans oder karierte Hosen, Ketten, Sicherheitsnadeln, Ohrringe, heute auch Piercings durch alle möglichen Körperteile, mitunter auch durch die Wange, wurden Teil dieser Kultur. Daneben sollte man jedoch nicht vergessen, dass „Punk“, wie es der Bassist von den „Ärzten“ so schön formulierte, grundsätzlich etwas war, das im Kopf stattfand. Genau das bewies dann schließlich der Post-„Punk“, darunter die großartige Band „Joy Division“.

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