Andrea Berg Biografie

Spätesten 1996 war der deutschen Schlagersängerin Andrea Berg der Aufstieg in den Schlagerolymp gelungen. Mit der Auskoppelung des programmatischen „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ löste sie bei Millionen von begeisterten Frauen und Männern mit ihren Liedern einen Hype aus, der auch bei Erstveröffentlichung ihres Live-Albums „Atlantis“ im November 2014 auf unvermindert hohem Mitklatsch-Niveau geblieben war.
Die später unter dem Künstlernamen „Andrea Berg“ berühmte Rheinländerin wurde am 28. Januar 1966 als Andrea Zellen in der am linken Rheinufer nahe Düsseldorf gelegenen 200.000-Einwohner-Stadt Krefeld geboren. (Bis 1813 hatte das für seine Altbier-Brauereien bekannte Krefeld an das rechtsrheinische Großherzogtum Berg (!) gegrenzt.). Die Eltern Helga und Hans-Jürgen Zellen boten der kleinen Andrea und deren Schwester eine liebevolle Kindheit. Die kleine Andrea wuchs in einem bodenständigen Handwerker-Haushalt auf. Vater Hans-Jürgen (gestorben 2011 im Alter 68 Jahren) war Elektriker und Karnevals-Fan. Bereits in ganz jungen Jahren fühlte sich Andrea Zellen auf der Bühne wohl: Als Funkenmariechen bekam sie ersten Beifall bei diversen örtlichen Karnevals-Vorstellungen.
Nach dem Schulabschluss an der Realschule Krefeld-Hüls absolvierte Andrea Zellen eine Ausbildung zur Arzthelferin. Sie arbeitete danach unter anderem in Krankenschwesterfunktion auf einer Palliativstation. 1992 wurde die Krefelderin, die in ihrer Freizeit Schlager-Demos besungen hatte, vom Musik-Produzenten Eugen Römer, der von dem Potenzial der sich „Andrea Berg“ nennenden Newcomerin überzeugt war, unter Vertrag genommen. Dem ersten Studio-Album „Du bist frei“ (1992) folgten die Singles
„Schau mir noch einmal ins Gesicht“ (1992), „Kilimandscharo“ (1993) und „Wenn du mich willst“ (1994). Andrea Berg hatte einige Auftritte in TV-Shows und begann zunehmend bekannter zu werden.
Der endgültige Durchbruch kam 1995 mit dem zweiten Album „ Gefühle“. Hier war auch zum ersten Mal das bald zum Haupthit von Andrea Berg gewordene Schmachtlied „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Damals wurde der Grundstein für einen kontinuierlich andauernden Erfolg der von ihren Fans „Unsere Andrea“ genannten Sängerin gelegt. 2010 erreichte Andrea Berg, die in diesem Jahr von Eugen Römer zu Dieter Bohlen als Produzenten gewechselt war, die Marke von zehn Millionen verkauften Tonträgern. Ihr privates Vermögen wurde von Insidern auf etwa 20 Millionen Euro geschätzt.
Der Erfolg der 1,68 großen, brünetten Langmähnenfrau setzte bereits in den 1990er Jahren viele Beobachter in Erstaunen. Kritiker bemäkelten häufig die nach ihrer Meinung textliche und musikalische Beliebigkeit der fast ausschließlich im schlichten 1-2-1-2-Tanz-Rhythmus daherkommenden Berg-Lieder. Auch wurde das von Berg-Texten transportierte Frauen- und Paarbild von Kritikerseite als „radikal-antifeministisch“ eingestuft, weil Andrea Berg von Anfang ihrer Karriere an regelmäßig ein dem Mann alles Negative verzeihendes und die Zweisamkeit als den höchsten anzustrebenden Sozial-Zustand idealisierendes Weltbild besungen habe.
Unbeeindruckt von dieser Kritik wuchs die Berg-Fangemeinde stetig. Mit Sicherheit hat auch die unkompliziert wirkende Persönlichkeit von Andrea Berg wesentlich zu ihrer Beliebtheit beigetragen. In der Frau, die in einem Interview einmal freimütig geäußert hatte, nicht besonders attraktiv zu sein und deshalb mit „sexy Outfit“ ihren Marktwert steigern müsste, erkannten sich offensichtlich viele Frauen wieder. Und bei Männern könnte der Andrea Berg-Ansatz, mit oft grenzwertig an Kleidungsnormen der Reeperbahn anlehnenden Bühnen-Outfits aufzutreten, Verfügbarkeitsphantasien ausgelöst haben. Mit ziemlicher Sicherheit dürften intellektuelle Kritiker in ihrem Hochmut bezüglich der von ihnen süffisant als „aus der unteren, von Abstieg bedrohten Mittelschicht“ verorteten Berg-Fans die Fähigkeit dieser Fans unterschätzt haben, zwischen Realität und Traumwelt unterscheiden zu können. Den allermeisten Berg-Fans machte es jedenfalls seit den 1990er Jahren eskapistischen Spaß, für eine Konzert-Länge in die ihren Träumen entsprechende Mitklatsch-Welt der Berg-Lieder abzutauchen.
Zur Beliebtheit von Andrea Berg, die 2104 mit „Atlantis – Live“ ihr 20. Album auf den Markt gebracht hatte, dürfte auch ihr soziales Engagement auf verschiedenen Gebieten beigetragen haben. 2008 bekam sie für ihre ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeit sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Familienmensch Andrea Berg hat zweimal geheiratet. Die Ehe mit dem Unternehmer und Sänger Olaf Henning dauerte nur von 2002 bis 2004. 2007 heiratete die Sängerin den Sportmanager Ulrich Ferber. Gemeinsam hat das Ehepaar in dem schwäbischen Dorf Kleinaspach die Hotelanlage „Sonnenhof“ aufgebaut. Andrea Berg ist während einer früheren Beziehung Mutter einer Tochter geworden: Lena-Maria kam 1998 auf die Welt.

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