Herbert Grönemeyer Biografie

Dem Sänger, Schauspieler und Musikproduzenten Herbert Grönemeyer ist es gelungen, zu einer der erfolgreichsten und beliebtesten deutschen Bühnen-Größen seiner Zeit zu werden. Und das, obwohl ihm in der Vergangenheit einige mäkelnde Kritiker vorgeworfen haben, weder schauspielern noch singen zu können. Bei seinen Fans und vermutlich auch bei vielen seiner Nicht-Fans hat Grönemeyer sich das Image verdient, einer der wenigen wirklich authentischen und bodenständigen Vertreter der Star-Riege im deutschsprachigen Raum zu sein. Nicht nur sein künstlerisches Wirken, sondern auch sein von drastischen Schicksalsschlägen überschattetes Privatleben und sein, häufig bodenständig-direkt kommuniziertes politisches und soziales Engagement haben wesentlich zu Grönemeyers Popularität beigetragen.
Grönemeyer, der außer mit seinem Rufnamen „Herbert“ noch auf die Vornamen Arthur, Wiglev und Clamor getauft worden ist, wurde am 12. April 1956 in eine gutbürgerliche Familie hineingeboren. Welt. Seine Eltern, der promovierte Bergbau-Ingenieur Wilhelm Grönemeyer (1916 – 2003) und dessen Ehefrau, die Baltendeutsche Hella Karin geborene von Hunnius lebten damals in Clausthal-Zellerfeld. Zur Kernfamilie gehörten auch die beiden älteren Brüder Dietrich Herbert Wilhelm (geb. 1952), der als Medizin-Professor bekannt wurde, und Wilhelm (1954 – 1998). Die Grönemeyers waren Teil eines in der Rhein-Ruhr-Region weit verzweigten Familienverbands. Wegen Komplikationen im Vorfeld der Geburt ihres jüngsten Kindes suchte Mutter Grönemeyer eine Spezialklinik in Göttingen auf, wo Herbert Grönemyer auf die Welt kam. Als Baby noch in Clausthal-Zellerfeld lebend, wuchs Herbert Grönemeyer nach dem berufsbedingten Umzug seiner Familie ab 1958 in Bochum auf.
Von 1966 bis 1975 besuchte er Bochums ältestes Gymnasium, das Gymnasium am Ostring. Hier hat u. a. auch Norbert Lammert, der 2005 zum Bundestagspräsidenten gewählt wurde, sein Abitur gemacht. Die später als Schauspieler prominent gewordenen Claude-Oliver Rudolp und Hansa Czypionka drückten zur gleichen Zeit wie Grönemeyer die Ostring-Schulbank. Mit Rudolph verband den fußball- und musikbegeisterten Schüler Grönemeyer eine innige Freundschaft. Zusammen jobbten sie regelmäßig am Schauspielhaus Bochum: Rudolph als Schauspieler, Grönemeyer als Klavierspieler.
Nach dem Abitur schrieb sich Grönemeyer als Student für Jura und Musikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochuem ein. Seine Hauptenergie konzentrierte er aber auf die Bühnenwelt. Er wurde 1976 musikalischer Leiter am Schauspielhaus Bochum und trat auch als Schauspieler auf. 1977 hatte er bereits seine erste kleine TV-Rolle als „Der Gitarrist“ in dem von Peter Zadek inszenierten Drama „Die Geisel“. Im Jahr darauf hatte er an der Seite von Uwe Ochesenknecht und seiner späteren Ehefrau Anna Henkel seine erste Hauptrolle in dem Jürgen-Flimm-Film „Uns reicht das nicht“. 1979, sein Studium hatte er inzwischen aufgegeben, erschien Grönemeyers erste Platte: Als der Leadsänger des Jazzrock spielenden „Ocean Orchestra“. Im selben Jahr erschien auch sein erstes, kommerziell vollkommen erfolgloses, Soloalbum („Grönemeyer“). Auch die nächsten drei Alben waren Kassenhüter. Grönemeyers Plattenfirma kündigte ihm deshalb 1983 den Vertrag. Da war Grönemeyer schon ein recht bekannter Schauspieler. Seine bekannteste Kino-Rolle hatte er 1981 als „Sonderführer-Leutnant Werner“ in dem Welterfolg „Das Boot“. Er verkörperte einen dem Romanvorlagen-Autor Lothar-Günther Buchheim nachgebildeten Kriegsberichtersatter, der während des Zweiten Weltkriegs an einer U-Boot-Feindfahrt teilnimmt. Mit an Bord von U 96 war sein alter Schulfreund Claude-Oliver Rudolph.
Nach dem Wechsel zu EMI kam 1984 mit dem Album „4630 Bochum“ endlich auch der musikalische Durchbruch für Grönemeyer. Insbesondere die frech-kumpeligen Lieder „Bochum“, „Flugzeuge im Bauch“, „Männer“ und „Alkohol“ trafen den Zeitgeist der frühen 1980er Jahre exakt und wurden nicht nur im Ruhrpott zu Mitgröl-Hymnen. Der seine blonde Haartolle werfende Grönemeyer wurde quasi aus dem Stand zum Superstar des angerockten Deutschliedes und galt fortan als einer der wichtigsten deutschen Rockpoeten. „4630 Bochum“ ging fast drei Millionen Mal über den Ladentisch.
Es folgten bis 2014 mehr als fünfzehn weitere Studio- und Live-Alben, davon vier englischsprachige Produktionen. Besonders erfolgreich war das von Grönemeyers eigener, 1999 gegründeten Produktionsfirma Grönland Records 2002 herausgebrachte Album „Mensch“, das mit mehr als drei Milliarden verkauften Tonträgern zu Buche schlug. Mit der Auskopplung „Mensch“ belegte Grönemeyer endlich auch den ersten Platz der deutschen Single-Charts. Auch das 2011er Album „Schiffsverkehr“ wurde sehr erfolgreich.
Grönemeyer hat als Musiker immer wieder gern politisch Stellung genommen. So ging er mit dem Lied „Mit Gott“ in seinem Album „Ö“ (1988) im Zusammenhang mit der Barschel-Affäe direkt die CDU-Regierung Kohl an. Häufig engagierte er sich mit Konzerten für politische und soziale Ziele, wie 1986 beim kernkraftkritischen Anti-WAAhnsinns-Festival in der Oberpfalz-Gemeinde Burglengenfeld oder 1987 für den Erhalt des von der Schließung bedrohten Stahlwerks Rheinhausen.
Privat bekam sein Leben 1993 eine Zäsur durch die Heirat mit seiner Schauspielkollegin Anna Henkel, der Mutter seiner Kinder Felix und Marie. 1998 zog die Familie nach London. Dort verstarb Anna Henkel-Grönemeyer, die vor allem durch ihre Mitwirkung in dem Bertolucci-Streifen „1900“ bekannt geworden war, im selben Jahr im Alter von nur 45 Jahren. Wenige Tage starb auch Grönemeyers Bruder Wilhelm.

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