Der deutsche Schlagersänger Roberto Blanco („Ein bisschen Spaß muss sein“) war über Jahrzehnte die schwarzhäutige Stimmungskanone im seichten Unterhaltungssegment von Fernsehen und Showbühne. Das Ehrenmitglied der CSU galt vielen BILD-Lesern als harmloser „Vorzeige-Stimmungsneger“; TAZ-Leser/innen beargwöhnten ihn gelegentlich als einen den Kampf gegen Rassendiskriminierung mit seinem ultraweißen Dauergrinsen torpedierenden „Onkel Tom“.
Roberto Zerquera Blanco wurde am 7. Juni 1937 in der Hauptstadt des damaligen französischen Protektorats Tunesien, Tunis, geboren. Sein Vater, Alfonso Zerquera, war ein aus Kuba stammender, relativ gut verdienender Varieté-Künstler. Die ebenfalls aus Kuba stammende Mutter, Mercedes Blanco, starb bereits 1939. Roberto Zerquera Blanco verbrachte seine Kindheit und Jugend in Internaten in Beirut und Madrid. Ein in Madrid begonnenes Medizin-Studium brach Blanco nach zwei Semestern wieder ab.
Es zog ihn ins Scheinwerferlicht. Der polyglotte Blanco versuchte sein Glück im durch das Wirtschaftswunder vermögend gewordene Adenauer-Deutschland, wo es Bedarf nach exotisch wirkenden Unterhaltungsangeboten zu geben schien. Blanco gelang es 1957, durch eine Nebenrolle in dem deutschen Weltkrieg-II-Film „Der Stern von Afrika“ zu einem bekannten Gesicht im BRD-Showgeschäft zu werden. Die Rolle des schwarzen Offiziersburschen „Mathias“ prägte für die Zukunft das Image von Roberto Blanco als stets gut gelaunter farbiger Possenreißer. Zunächst noch Küchenhelfer bei den italienischen Verbündeten der in Libyen für Hitler und Mussolini im nordafrikanischen Luftraum alliierte Flugzeuge abschießenden Luftwaffe, wechselte Mathias als „persönliches Geschenk“ in die Dienste des Fliegerhelden Leutnant Marseille. Diener Mathias sorgte für Spaß und gute Laune, zeigte den Herrenrassenangehörigen beim Tanz im Offizierskasino seine schwarze Brust und war sehr traurig als sein Herr den Film-Soldatentod fand. Aber eigentlich wollte Blanco sein Glück nicht beim Film machen, obwohl er in den Folgejahren noch oft für Filmschnulzen gecastet wurde, sondern bei der Musik finden. Durch seine Sanges-Rolle in dem Marika-Rökk-Film „Bühne frei für Marika“ im Jahr 1958 empfahl er sich erfolgreich für die Aufnahme in die Peter-Aleander- und Freddy-Quinn-Schnulzen-Welt der damaligen Zeit. Bereits im Jahr vorher hatte er mit ersten Singles („Jesebell“, „Ob schwarz, ob weiß“) auf sich aufmerksam gemacht.
In den 1960er Jahren avancierte der manchmal in Anlehnung an Joe Louis wenig taktvoll als „Brauner Bomber der deutschen Unterhaltungsmusik“ titulierte Entertainer zum Star der unkomplizierten Muse. Sein erster großer Hit war „Twistin´ mit Monika“. Elf Wochen lang war 1969 sein fröhlches „Heute so, morgen so“ in den deutschen Charts und im selben Jahr wusste Blanco hit-trächtig „Auf Liebe gibt es keine Garantie“. 1972 war er „Der Puppenspieler von Mexiko“. Programmatisch für seine künstlerische Ausrichtung war der 1972er Schlager „Ein bisschen Spaß muss sein“.
Blanco, der 1971 den deutschen Pass bekommen hatte und sich regelmäßig für karitative Organisationen engagierte, war in den 1970ern Dauergast im TV. Er hatte ab 1973 eigene Fernsehshows wie „Musik ist meine Welt“ oder „Ein Abend mit Roberto Blanco“. Er übernahm von 1980 bis 1982 die Moderation der als Nachfolgeformat für Rudi Carrells „Am laufenden Band“ lancierten ARD-Spielshow „Noten für Zwei“. Die beim Publikum wenig Anklang findende Show wurde nach Folge 4 auf Wunsch von Blanco eingestellt. Dennoch blieb Blanco, der mehrmals am Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ teilnahm und respektable Plätze unter den ersten Fünf belegen konnte, auch in den 1980ern und 1990ern gern beklatschter Gast in deutschen Fernsehstuben.
Im 21. Jahrhundert tauchte Blanco zunehmend weniger wegen gelungener Auftritte als wegen finanzieller und privater Probleme in den Schlagzeilen auf. 2004 ließ er sich nach 40-jähriger Ehe von seiner etwa gleichaltrigen Schweizer Ehefrau Mireille, die Mutter seiner beiden Töchter Mercedes (geb. 1965) und Patricia (geb. 1972), scheiden. Es folgte eine jahrelange Schlammschlacht mit für die Öffentlichkeit schwer überprüfbaren gegenseitigen Anschuldigungen, bei denen es um eheliche Untreue und vor allem um Geld ging.
Das Dauer-Rauschen in den Klatschspalten um den offensichtlich geldklamm gewordenen Sänger (Eigenspruch: „Roberto ist blanco.“) war 2013 besonders hörbar. Im Jahr nach seiner Scheidung heiratete Blanco seine Lebensgefährtin Luzanda Strasburg (damals 34), die verlautbarte, dass sie finanziell für ihren Mann aufkommen wolle. Mit der Inhaberin einer Künstleragentur war Blanco, Vater eines 2001 geborenen nichtehelichen Sohnes, bereits vorher in einer Villa im Salzburger Land zusammengezogen.
Im Januar 2015 wurde das öffentliche Interesse an Roberto Blanco erneut aufgewärmt. Tochter Patricia ließ sich in der RTL-II-Real-Trash-Serie „Dschungelcamp“ so unschön über ihren Vater aus, dass dieser kurz eine Klage gegen den Sender in Erwägung zog.
Doch, „Ein bissschen Spaß muss sein“, er verzichtete dann doch auf rechtliche Schritte.
Roberto Blanco Biografie
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