Schon wenn der erste Titel "Tweedle Dee & Tweedle Dum" eingeblendet wird, ist zu spüren, dass die große Tourerfahrung Dylan und seine Band (inklusive Charlie Sexton an der Gitarre) zu einer schlagkräftigen musikalischen Einheit gemacht hat. Dylans nölig-raue Stimme klingt wie eh und je; das Erstaunliche hier sind die Songs. Das Midtempo-Stück "Mississippi" steht mit seiner soliden Melodie den besten Titeln auf Time Out Of Mind, für das es eigentlich auch geschrieben wurde, in nichts nach. Die R&B-Swing-Nummer (ja, Swing!) "Summer Days" wird von Dylan überzeugend intoniert.
"Honest With Me" ("I'm not sorry for nuthin' I've done / I'm glad I fight, I only wished we'd won") ist ein treibender, druckvoller Rocksong. Das entspannte "Bye And Bye" und das erzählende "Floater (Too Much to Ask)" zeugen von außerordentlichem Selbstbewusstsein. Dylan selbst bezeichnet diese Songs als "bluesorientiert", doch gerade derjenige Titel, von dem man wohl am ehesten typische Bluesklänge erwartet, "High Water (for Charlie Patton)", klingt -- und das ist wieder einmal typisch Dylan -- wie eine banjobetonte Wildwestballade. Aber das ist eben Dylans Gabe: immer von Neuem zu überraschen. --Robert Baird